Waldspazieren

Sonntags gibt es pro Tag einen Spaziergang. 

Auch früher schon mit Wespen. 

Immer Bier in langstieligen Gläsern, sehr gelb. 

Hinfahren mit dem Auto, die Kinder kurbeln die Fenster, sie hängen die Gesichter in den Wind. Zuerst noch zur Oma, sie hat Schokolade und redet viel. Hinterher Beine vertreten. 

Dem Vater ist unser Tempo zu langsam, er geht voraus. Kinder trotten hinterher, ihnen fällt der Pony ins Gesicht, immer sind die Fransen zu lang, ob Junge ob Mädchen. 

In Herbst und Winter Parkas mit Kordeln, die sich verknoten. Überhaupt verknotet sich der Tag, der Wald soll ihn lösen. 

Vor uns liegt er, grün und mit einem hübschen zubetonierten Weg. Das hilft gegen matschige Schuhe.

Wir machen Rast an einem Ensemble von Tischen: Willst du ein Brot mit Butter, mit Salami, mit Leberwurst? Ja danke, gerne noch eins. Dazu Apfelsaft, abgefüllt in Thermoskannen.

Pass auf die Ameisen auf! Sie nehmen alles mit! Krümel, kleine Insekten, am Ende noch unsere Gefühle, transportieren es ab, kaum verfolgt dein Auge den präzisen Vorgang rasch genug. 

Ihr Krabbeln ist automatisch und zugleich frei, sie sind füreinander und für die Natur. 

Fragil ist der Ast, kannst darauf nicht sitzen, nicht wippen, kannst nur bewundern und staunen. 

Kinder spüren die Natur noch nicht so, haben noch nicht so viel Körperfläche. Und wer weiß, was sie fühlen.

Aber es gibt Brombeeren am Weg, und Erdbeeren! Die des Waldes sind kleiner als alle anderen, aber eben süßer, so süß, dass wir weinen möchten. 

Zufällig liegt das Lokal auf dem Weg. Wir wundern uns jedes Mal wieder. Es gibt Schnitzel, denn mittlerweile ist Mittag. Die Sonne steht hoch. Innere Uhren ticken.

Jeder mag Schnitzel. 

Sauce, es muss viel Sauce sein, sie soll alles begraben, unsichtbar machen, wir selbst baden gemeinsam mit dem Schnitzel darin. Dazu was Kühles: Bier und Limo, Wörter mit i, heller Klang, es ist heiß, der Tag immer noch lang, obwohl wir so viele Schritte, jetzt aber mal Pause, wohlverdient. 

Die Kinder streunen herum wie junge Hunde. 

Sie laufen durch die Reihen, sie stoßen das Bier um, sie lachen dazu, dann rennen sie in den Wald, rennen und rennen keuchen, in ihren Pullovern noch die Fragen der Eltern und die Rufe.

Sie warten. 

Spaziergänger gegen vorbei, weit in der Ferne, mit Kleidern und gebügelten Hosen und Hüten. 

Die Kinder fassen sich an den Händen, lassen ihr Herz zuende klopfen, es setzt aus, dann ein.

Niemand kommt, sie zu suchen. 

Einen Moment werden sie noch warten, in dem alles geschieht und nichts, der Wald so weit wird als würden sie in ein anderes Land gehen, sich öffnet, sie freigibt, es entsteht ein unendlicher Ort.

Dann gehen sie zurück, langsam, Schritt für Schritt, sie schauen auf den Boden, auf die Steine, sie erfassen nur wenig, durch das zu lange Haar.





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