Abgesang auf … Schlösser und Burgen

Wenn ich ehrlich bin erinnere ich mich an kaum eines der unzähligen Schlösser, an kaum eine der vielen Burgen, die ich in meinem Leben besichtigt habe. 

Als Schülerin habe ich Schlösser oder Burgen besichtigen müssen, ich war auf Ausflügen, die zu Schlössen und Burgen führten, ja, ich habe sogar einmal als Studentin einen Ausflug auf eine Burg mitorganisiert. 

Wenn ich an die Schlösser und Burgen denke, die ich in meinem Leben ja gesehen haben muss – es gibt Beweise, Eintrittskarten, Vermerke in alten Kalendern, Andenken von Burgen und Schlössern mitgebracht – dann fällt mir nichts ein. Keine in Burgen und Schlössern von Burg- und Schlossführern zum Besten gegebenen Geschichten fällt mir ein, mir fällt nicht ein, wie die Könige und Königinnen, Prinzessinnen und Prinzen hießen, die in den Burgen und Schlössern gewohnt haben könnten oder sollten, mir fällt nicht ein, wie der Faltenwurf in den Himmelbetten früherer Adeliger aussah, als die Sonne in einem bestimmten Moment durch das große Glasfenster aus dem barock angelegten Schlossgarten fiel. 

In mich wurde hinsichtlich der Besichtigung von Schlössen und Burgen falsch investiert. Wie viele sensible und aufnahmefähige Menschen hätten mit den von mir besichtigten Schlössern und Burgen in ganz Europa so viel mehr anfangen können. Sie könnten sicher die langen Gänge von Burgen beschreiben, erinnern sich hinterher, wann eine Burg oder ein Schloss zerstört wurde, wer hier mit welchen Mitteln um die Macht kämpfte. Bei mir war all die Mühe der Aufrechterhaltung von Burgbetrieben vergebliche Liebesmüh.

Wenn ich angestrengt nachdenke, habe ich zwei oder drei dunkle, flüchtige Eindrücke meiner Schlossbesichtigungen: einmal spielte eine Gruppe, die in historischen Kostümen verkleidet war, Musik, das war wohl in Tschechien, und ich erinnere mich an die Schrillheit der Flöte. Einmal sah ich auf einem Schloss eine Ritterrüstung, wir saßen auf einem Mauervorsprung und sprachen über Beziehungen.

Wie gerne hätte ich bei einer der unzähligen Burg- und Schlossbesichtigungen feinsinnige, mir später vielleicht nicht mehr ganz verständliche Notizen gemacht, mit Sinn fürs Detail, mit der Liebe zur Geschichte: „dunkler Gang zum Turmzimmer von Prinzessin A., ich spüre noch ihren schwebenden Gang, sie war am Ende leicht wie ein Vogel und soll hier davongeflogen sein, aus dem Fenster dieses Raumes nach der Wendeltreppe. Vor mir M. Erbfolgekrieg bitter. Wer baute das siebentorige Theben. Besetzung durch die Franzosen. Gebeine der Ritter, Wappen 1755, Pilaster – Blendsäule!“

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