Mahlzeiten

Früher empfand ich es als Zeichen bürgerlicher Bedrückung, heute genieße ich es, dass in Deutschland schon ab halb elf der Geruch schweren, fettigen Mittagessens durch die Hinterhöfe wabert. Als junger Mensch war mir das der Angriff der kleingeistigen Bourgeoisie auf meinen bohemienistischen Geruchssinn. 

Heute, gealtert und müde, träume ich gern am Morgen von Speckknödeln, tauche meinen geplagten Kopf ein in die sämige Wärme eines Eintopfs, lasse mich vom Strom des Fettgeruchs davontreiben, und nicht umsonst, denke ich mir, hat mir das Schicksal eine Wohnung direkt neben einem Restaurant verpasst, das den bezeichnenden Namen "Sudpfanne" trägt.

Kommentare

Beliebte Posts