Pilze sammeln

Pilzesammeln blieb mir fremd. Einmal nahmen mich Freunde meiner Eltern mit in den Wald, ihr Sohn war in meinem Alter. Meine Eltern blieben zuhause. Ich trug einen Parka, wie alle Kinder, und hatte lange Ponyfransen. Die Eltern meines Freundes zeigten mit eine Krause Glucke, die wie ein Schwamm aussah. Unser Schulschwamm war auch so gelb, und es gab Tafeldienst, und man durfte den nicht vergessen und nicht striemig wischen. Andere Pilze sahen aus wie die unseres Onkels Andi, den ich nie kennengelernt habe, weil er nach der Flucht aus Böhmen in Bayern gelandet war. Er schickte die Pilze in alten Ovomaltinedosen. Die Pilze rochen rauchig und nach Schokolade. -- Ein Nieselregen setzte ein, es war Herbst. Der Wald war verwunschen. 

Ich hatte Angst vor den Bäumen, hatte Angst davor, die Pilze essen zu müssen. Wir machten Rast und aßen Brote, dick belegt mit Salami. Alle hatten, waldkundig und weltkundig, sich auf einen soliden Untergrund aus Holz gesetzt. Ich saß auf einem Ameisenhaufen. Sprang auf und schrie, die andern lachten, ich schüttelte und schüttelte, auf mir krabbelte es.

Eine Ausbeute an Pilzen brachte ich nach Hause, was wir damit taten, weiß ich nicht, vor meinem inneren Auge erscheint nur die Krause Glucke, der Name kam mir vor als handele es sich um eine stolze Person.


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