Wahrheit und Krieg oder: Georgia on my internet-mind

Die Frage nach der Wahrheit ist alt, aber ehrwürdig. Sie gleicht einer eleganten, in die Jahre gekommenen Lady. Ingeborg Bachmann schrieb "was wahr ist, streut nicht Sand in deine Augen". So weit, so wahr. Im Bezug auf Krieg heißt es, sein erstes Opfer sei die Wahrheit. Einerseits ist man als halbwegs postmoderne Existenz gewohnt, Wahrheit an sich in Frage zu stellen, und alles für "konstruiert" zu halten. Andererseits drängt es einen ja doch zu erfahren, was da so genau vor sich geht in Georgien. Schwere Geschütze werden aufgefahren: Von "Völkermord" war bereits die Rede. Dass Russland kein nettes Land mit demokratischer Führung ist, dürfte außer Altkanzler Schröder eigentlich jedem klar sein. Dass der neue Präsident quasi der alte ist, wurde ebenso offensichtlich; ähnlich hat das schon Viktor Pelewin in "Generation P" beschrieben - dort sind alle russischen Politiker Klone. Lupenrein war das Vorgehen des georgischen Staatschefs allerdings auch nicht. Vor Anhängern sagte Saakaschwili, Georgien sei die "Grenze zwischen Gut und Böse". Schön wäre es ja, wenn es diese Grenze wirklich gäbe. Leider ist sie ebensowenig zu finden wie die Trennlinie zwischen Information und Propagdanda, Lüge und Wahrheit. Dabei spielen die neuen Medien eine entscheidende Rolle: So hat sich, wie auf SPIEGEL online zu lesen ist, der Krieg ins Internet verlagert. Russische Hacker legen georgische Seiten lahm. Estnische Computerspezialisten unterstützen georgische Kollegen. Außerdem würde in Blogs Propaganda betrieben. Man befürchtet sogar, die Regierungen könnten Blogger in Zukunft für die Verbreitung iher spezifischen Wahrheit bezahlen. Mir ist allerdings bis jetzt kein entsprechendes Angebot unterbreitet worden.

Kommentare

Beliebte Posts