Späte Entdeckung - Thomas Klings Lyrik

Im vergangenen Jahr - 2012 - bei Suhrkamp erschienen, entdeckte ich das schmale Buch zwischen üppigen Geschenkbänden der üblichen Gedichte-Verdächtigen beim Schlendern durch eine normale, sprich, unambitionierte Buchhandlung dieser Universitätsstadt mittlerer Größe.
 Nun empfehle ich heftig die Lektüre des Buchs - eine Sammlung von Gedichten, Bildern, Handschriften, Essays und Gesprächen des früh verstorbenen Lyrikers Thomas Kling, der schöne Titel: Das brennende Archiv.

Thomas Kling
Augenverstärkung

im einsetzenden regen gespreiztes
amselbad: sprunghaft erhöhtes
sichtvermögen: fiebrige sichtung
aufgehäufter schätze, detail-
schrapnells, "verschwimmt nicht",
unverschwommene polaroids!";

unser
augenbedürfnis unstillbar,
erregtes geschwisterlicht und gleitende
daumepfötchen, "deine heutige
augentracht, regenhaut! geöffnetes
betrachten!"

rasch ufernde
moment-tattoos auf den pfützen
draußen das zerschrappte,
die verplemperten sprachen

(1985, "für Dorothea Gelker": aus: Das brennende Archiv)


Siehe auch:

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/buechermarkt/1524277/
http://www.poetryinternationalweb.net/pi/site/poet/item/2219/19/Thomas-Kling
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/belletristik/verkoppler-1332934.html

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