Vokabeln der 80er LEONARDO

Es gab einen Leonardo-Laden, in dem es Leonardo-Glas gab. und den wir mit Ehrfurcht besuchten. Schließlich wollten wir uns nicht wie Elefanten fühlen. Schließlich sollte man besser vorsichtig sein, keines der Gläser umzustoßen, herunterzustoßen, die dort aufgereiht standen: filigran und robuster, in allen Farben des Regenbogens, viel Lila, darin Plastiklöffel, Schalen, die noch zu füllen waren. Bestimmt kam alles aus Italien. Wie konnten wir wissen, dass Leonardo eine deutsche Firma war? Alles wirkte exotisch auf uns.

In der Kleinstadt gab es nicht sehr viele Einkaufsmöglichkeiten, ein altes Kaufhaus, das ja. Aber so einen Laden, in dem lauter Dinge waren, die leuchteten, die unnötig waren, so unnötig, dass es den Eltern den Schweiß auf die Stirn trieb, so sehr waren sie dazu gemacht, verschenkt zu werden, dass man sich sofort gut fühlte und beliebt, wenn man sie kaufte, weil man zu einem Geburtstagsfest eingeladen sein musste, um einen guten Grund zu haben, den Leonardo-Laden zu besuchen.

Jeder Teenager bekam irgendwann ein Leonardo-Glas geschenkt, eine Leonardo-Schale, ein Leonardo-Set. Sie hießen Leonardo, aber dann noch JOY zum Beispiel, es waren Flamingos drauf in rosa oder schwarz, oder sie waren einfach nur bunt, sie standen auf seenartigen Plastikuntergestellen.
Eingepackt in knisternde, durchsichtige Folie, die sich immer etwas unangenehm anfühlte.
Sie wurden bestaunt, bedankt, ins Regal gestellt und nie benutzt. Ihr Wert lag gerade darin. eine visuelle Ausflucht zu sein: Das Glas der Leonardo-Produkte war ein geheimes Portal, das sich für uns noch nicht geöffnet hatte, aber eines Tages offen stehen wurde, um hindurch zu gehen in eine andere, quietschbunte Welt.

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