Die verblühende Jugend der Punks

Die Punks vor dem Supermarkt sagten zu mir: He, Mädchen! Ich wunderte mich. Ich bin doch über dreißig, und das nicht zu knapp! Sie wünschten mir einen schönen Tag. Punks sind auch nicht mehr, was sie mal waren, dachte ich. Dann regnete es. Es regnete mit genau der Vehemenz, die diese Punks vermissen ließen. Sie waren im Gegenteil gespenstisch ruhig. Später fiel mir auf, dass die Punks gar keine punkartigen Kleidungsstücke trugen. Es waren ganz normale Jugendliche gewesen. Und vielleicht nicht mal das: Sie waren möglicherweise weit über zwanzig. Oder sogar fast so alt wie ich. Mit dem Mädchen-Zuruf wollten sie ihre eigene, gerade verblühende Jugend zurückholen. Der einzige Unterschied zwischen mir und ihnen war, dass ich einkaufen ging und sie Bier tranken. Wenn du Biertrinken vor dem Supermarkt schon für echten Punk hältst, dachte ich, wie weit ist es dann mit dir gekommen?

Kommentare

Almut Zinn hat gesagt…
lieber Kafkasaysyes, dein Blog "rockt". Hier eine kleine Geschichte:
...meine Patentante, die öfter mal für die Schwester ihrer eigenen Mutter gehalten wurde und, wenn sie nicht redete, kleine Mümmelbewegungen machte, was ich auf ein sich verselbständigtes Maschenzählen zurückführte, denn sie strickte leidenschaftlich gern, diese Patentante redete von "jungen Männern" und meinte damit Vierzigjährige.
Ich war damals sechzehn und fand, es passte zu meiner Tante, Vierzigjährige irrtümlicherweise als "jung" zu bezeichnen.

Aber hatte sie nicht eigentlich recht?

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