Vater erzählt vom Verstummen
Mein Vater erzählte vom Blut nach der Geburt eines Kindes
auf dem Dorf, von der Stimmung eines blauen Nachmittags, und von der Ärztin,
die sieben Mal abgetrieben hatte. Er erzählte von einem heißen Tag in
Heidelberg, von den Fahrten im Schulbus, bei denen er kein Mädchen ansprechen
durfte, weil sonst seine Mutter ihm eine Backpfeife verpasst hätte oder
Schlimmeres oder ihn im Hof hätte knien lassen auf einem Brett, er sprach vom
berühmtem Philosophen und seiner Art, durchs Zimmer zu laufen, und ich schwöre,
sage ich zu Elsa, der Mann war da, lief vor mir durchs Zimmer, ich sage: der
blaue Nachmittag war da, ich konnte ihn um mich spüren, und das, sage ich, war,
warum immer Menschen um Vater waren, sie zerrten an ihm, wollten etwas von ihm,
sahen ihn als stark, und nur wir wussten, dass er hinterher, wenn alle weg
waren, wenn er zu Ende erzählt hatte für den Tag, in ein tiefes Starren
verfiel, als sei jemand ganz leergeräumt worden, ausgenommen worden, als seien
jemandem die Eingeweide abhanden gekommen bei lebendigem Leib.
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