Orangenfarmer

Freue mich über den unlängst erschienenen Band "Von Aprikosen und Angsthasen" des Fördervereins deutscher Schriftsteller Baden-Württemberg. Darin: meine Kurzgeschichte "Orangenfarmer" -- vom Ende der Utopien.

"Vom Wohnzimmer aus werdet ihr auf den Orangenhain sehen. Ihr werdet dort sitzen, wenn Regen fällt. Wenn es heiß wird. Manche mit angezogenen Beinen. Leise sprechen werdet ihr, mit angehaltenem Atem. Zeit ist keine Zeit: aus dem Zusammenhang gefallene Stunden.
So spricht der Farmer zu uns, und immer ist das Mädchen an seiner Seite. Orangenfarmer, so nennt mein Bruder den in fließende Gewänder mit Schlangemuster gekleideten Mann, dessen wettergegerbtes Gesicht seine Geschichten zu beglaubigen scheint. Klar stehen sie vor uns, wie die Adern an seinen Armen, zeichnen sich ab in der Dunkelheit der Gänge und noch vor den helleren Fenstern, wo es immer nach Zimt riecht, nach Ferne und nach dem Traum vom Orangenhain, den wir alle teilen."

Orangenfarmer, in: Von Aprikosen und Angsthasen. Ausgewählte Stipendiatentexte, hrsg. von Astrid Braun für den Förderkreis deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg, Bretten 2016, S. 91-100. Erhältlich hier.

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