Randnotizen sensibler Zeitgenossen, I: FRISUREN
Schlimm ist: diese Geste der Friseurin auszuhalten, wenn sie
mit ihrer rechten Hand von oben das frisch geschnittene Haar noch einmal prüfend
strubbelt, denn meist, wenn sie das tut, ist es viel zu kurz und viel zu
stufig geschnitten, und ich verberge ein Schluchzen über mein verstümmeltes
Haar und bin doch gezwungen zu lachen, in den Spiegel hinein zu lachen, als
könne man nur mit einem Lachen auf den Lippen überprüfen, ob die Frisur stimmt,
und ich muss lächeln, um die Friseurin nicht zu verärgern, die tut, als sei sie
mit meiner Frisur zufrieden, ja, als handle es sich bei dieser meiner Frisur um
ihr lange vorbereitetes, kaum zu übertreffendes, dem Glück und dem Leben mühsam abgerungenes Meisterstück.
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