Kommunistin und schwarze Köchin
Eine "schwarze Köchin" nennt Elfriede Jelinek die Schriftstellerin Gisela Elsner, eine Schwester im Geiste, die lange vor Jelinek, bereits in ihrem 1964 erschienenen Debut "Die Riesenzwerge", die Verlogenheit und Enge der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft inklusive ihrer Faschismus-Amnesie mit großer Klarheit und scharfem Humor aufgespießt hat. Die "schwarze Köchin", das ist die mythische Figur, die den Kinder Angst einjagt und vor der man wegrennen muss.
Buchstäblich weggerannt ist sie tatsächlich, die bundesdeutsche Öffentlichkeit. Selten wurde eine Schriftstellerin nach ihrem gefeierten Erstlingswerk so sehr in die Ecke gedrängt, geschnitten, schließlich vergessen wie die Elsner. Heute scheint sie höchstens noch durch den Film "Die Unberührbare", eine zwiespätige, allerdings bewegende filmische Annäherung ihres Sohnes Oskar Roehler, in Erinnerung zu sein. Angst eingejagt hat Elsner - die "Kleopatra" - dem bildungsbürgerlichen Publikum anscheinend: mit ihrer überdimensionierten schwarzen Perücke, der Zerbrechlichkeit und Elegantheit ihres Auftretens, mit ihrer stur kommunistischen Einstellung auch in Zeiten, als dieses lange nicht mehr oppurtun und in Mode war, und natürlich zuallererst mit ihrer hervorragenden, messerscharfen, oft satirischen Literatur.
Dem Selbstmord Elsners 1992 ging die finale Herabwürdigung ihrer Bücher, die sich in den 1980er Jahren zunehmend weniger verkauften, durch den Rowohlt Verlag voraus. Kurz vor ihrem Freitod sprach sie verzweifelt von einer "Totalverramschung meiner Bücher", welche sie "an den Rand des Ruins" gebracht hätten - ihr Werk existiere nach dem "Elsnerräumungsschlußverkauf" nicht mehr. Rowohlt hatte der Autorin nüchtern mitgeteilt, der Verkauf ihrer Bücher - weniger als zehn Exemplare pro Titel im Jahr - liege "unter der wirtschaftlich vertretbaren Grenze". Man sehe sich gezwungen, "die festen Ladenpreise aufzuheben".
Heute harren viele herausragende und vergessene Werke Elsners noch der Wiederentdeckung, so auch das bitterböse und erschütternde "Abseits" von 1982, in der sich der Würgekreis der Kleinbürgerlichkeit um eine junge Ehefrau schließt und so weit zuzieht, dass diese schließlich Selbstmord begeht. Einige Texte der Schriftstellerin sind glücklicherweise wieder erhältlich: Der Berliner "Verbrecher Verlag" hat sich dieser Neuherausgabe angenommen. Elfriede Jelineks Essay zur "schwarzen Köchin" ist in einem Sammelband erschienen, der sich mit dem Werk einer der bedeutendsten Autorinnen des 20. Jahrhunderts beinahe zwanzig Jahre nach ihrem Freitod endlich angemessen auseinandersetzt.
(Christine Künzel (Hg.): Die letzte Kommunistin. Texte zu Gisela Elsner).
Buchstäblich weggerannt ist sie tatsächlich, die bundesdeutsche Öffentlichkeit. Selten wurde eine Schriftstellerin nach ihrem gefeierten Erstlingswerk so sehr in die Ecke gedrängt, geschnitten, schließlich vergessen wie die Elsner. Heute scheint sie höchstens noch durch den Film "Die Unberührbare", eine zwiespätige, allerdings bewegende filmische Annäherung ihres Sohnes Oskar Roehler, in Erinnerung zu sein. Angst eingejagt hat Elsner - die "Kleopatra" - dem bildungsbürgerlichen Publikum anscheinend: mit ihrer überdimensionierten schwarzen Perücke, der Zerbrechlichkeit und Elegantheit ihres Auftretens, mit ihrer stur kommunistischen Einstellung auch in Zeiten, als dieses lange nicht mehr oppurtun und in Mode war, und natürlich zuallererst mit ihrer hervorragenden, messerscharfen, oft satirischen Literatur.
Dem Selbstmord Elsners 1992 ging die finale Herabwürdigung ihrer Bücher, die sich in den 1980er Jahren zunehmend weniger verkauften, durch den Rowohlt Verlag voraus. Kurz vor ihrem Freitod sprach sie verzweifelt von einer "Totalverramschung meiner Bücher", welche sie "an den Rand des Ruins" gebracht hätten - ihr Werk existiere nach dem "Elsnerräumungsschlußverkauf" nicht mehr. Rowohlt hatte der Autorin nüchtern mitgeteilt, der Verkauf ihrer Bücher - weniger als zehn Exemplare pro Titel im Jahr - liege "unter der wirtschaftlich vertretbaren Grenze". Man sehe sich gezwungen, "die festen Ladenpreise aufzuheben".
Heute harren viele herausragende und vergessene Werke Elsners noch der Wiederentdeckung, so auch das bitterböse und erschütternde "Abseits" von 1982, in der sich der Würgekreis der Kleinbürgerlichkeit um eine junge Ehefrau schließt und so weit zuzieht, dass diese schließlich Selbstmord begeht. Einige Texte der Schriftstellerin sind glücklicherweise wieder erhältlich: Der Berliner "Verbrecher Verlag" hat sich dieser Neuherausgabe angenommen. Elfriede Jelineks Essay zur "schwarzen Köchin" ist in einem Sammelband erschienen, der sich mit dem Werk einer der bedeutendsten Autorinnen des 20. Jahrhunderts beinahe zwanzig Jahre nach ihrem Freitod endlich angemessen auseinandersetzt.
(Christine Künzel (Hg.): Die letzte Kommunistin. Texte zu Gisela Elsner).
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