Anonyme Taliban

Warum nur stelle ich mir beim "Aussteigerprogramm für Taliban", diesem sicher gutgemeinten Soft-Power-Instrument der Bundesregierung für Afghanistan, unweigerlich eine Selbsthilfegruppe vor?
"Und du, schaffst du es heute?" - "Ich schaffe es, ich schneide mir den Bart ab! Vor allen, gleich jetzt!" - "Ich ... ich bin rückfällig geworden und habe eine Frau, die mit Minirock rumlief, steinigen wollen" ..., etc.
Wohlfühl-Botschaften mit leicht pastoralen Zügen verbreitet auch unser Außenminister, der, zu seinen Visionen diesbezüglich befragt, sagt: "Es gibt viele Mitläufer der Taliban-Terroristen, die nicht aus fanatischer Überzeugung, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen auf einen falschen Weg geraten sind".
Daher weht nämlich auch der Wind: Beim Aussteigerprogramm geht es nicht um Selbsthilfegruppen, sondern um Dollars. Cash. Man möchte ja armen, gebeutelten Ex-Taliban, die sich in mühsamer Selbstzermürbung (siehe oben) von ihrer Ideologie losgesagt haben, nicht den Weg zu ihrer finanziellen Sicherheit verbauen, nur darf man sich doch fragen: Sollten nicht erstmal die genügend Geld erhalten, die die Taliban bekämpfen? Die Zivilbevölkerung, die sich nichts hat zuschulden kommen lassen?
Die Taliban-Anführer haben jedenfalls schonmal eine nette Antwort auf die gut gemeinten Bemühungen parat gehabt: So sagte ihr Sprecher Mullah Brader Akhund: "Die Mudschahedin des islamischen Emirates Afghanistan sind keine Söldner. Dieser Krieg wird erst dann zu Ende sein, wenn alle ausländischen Eindringlinge unser Land verlassen haben." Nach Selbstkritik klingt das zumindest nicht gerade.

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