Frauen in den 80ern

Frauen in den achtziger Jahren waren entspannt. Sie waren bauschig und wuschelig und verschwitzt und viele hatten riesige Lockenfrisuren. Vermutlich hatten gar nicht mehr Menschen Locken als jetzt, das ist statistisch wohl auch nicht möglich, aber Locken waren präsenter im Straßenbild. Man trug gesunde, schlappige Schuhe.

Ich denke, Frauen in den 60er-Jahren nannten Kinder manchmal noch "Balg", Frauen in den 70er-Jahren strichen semmelblonden Kindern gedankenverloren übers Haar und sagten einfach "Kind", bevor sie an einem Joint zogen. Frauen in den 80ern ließen die Kinder so vor sich hinspielen und waren meistens eher nett zu ihnen. Auch Mickeymausuhren waren kein großes Problem, oder dieses Zahnarztspiel, bei dem man Zähne aus Knete aus einem riesigen Kopf zog. Nur die Puppen, die "echt" pinkeln konnten und elektronisch weinten, gingen vielen Frauen der 80er-Jahre zu weit. Kaffeeklatsch war eine beliebte Tätigkeit, dabei fläzten sich Frauen in gemütlichen, großzügigen Sesseln durchaus poppiger Farbgebung.

Frauen tranken keine Smoothies, keinen Latte, sondern den gefilterten, klassischen Kaffee, und das nicht zu knapp. Sogar nachts. Da war gar nichts dabei, auch Achselhaare wurden nicht kriminalisiert, ja, sie fielen niemandem groß auf, waren einfach so da. Berufe auch. Für mich sind die Frauen der 80er-Jahre eher Lehrerinnen, obgleich es auch Bäckerinnen gab oder Käseverkäuferinnen, was mir aber erst in den 90er-Jahren auffiel. Die Mäntel der Frauen jedenfalls waren so riesig, dass darunter alles verschwand: Bäuche, geheime Schriften, Strickzeug. Manche lasen Bücher über das Menstruieren oder pflegten sonstiges geheimes Brauchtum, aber ich vermute, das war kein Massenphänomen. Latzhosen und das Herumstehen auf Leitern waren im Niedergang begriffen. Erstaunlich oft trug man einfach einen viel zu langen, unförmigen Rock, dessen Grundstruktur später wiederkehren sollte als eine Art Grunge-Kleidungsstück in Schlamm- oder Tarnfarben.

Damals waren Frauen nicht leise und nicht laut.

Einige litten, das ja, aber es wurde nicht so an die große Glocke gehängt.

Und wenn, dann eben gleich mit der vollen Dröhnung: Unter ein paar Häutungen lief da nichts.

Die Frauen hatten einen festen Händedruck, wie die Männer. Manche waren tatsächlich noch Kommunistinnen. Die Häuser waren vollgestellt mit Kram, und man darf nicht vergessen, dass viele lila oder türkis trugen, es war das Zeitalter dieser Farben, das nie wiederkehren sollte. Im Sommer trug man Sonnenhüte groß wie Wagenräder, und man stemmte sich gegen den Wind.

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