Textauszug aus "Falscher Vater" (2010)

Durch den Hauseingang bricht Licht. Die Gesichter: Schatten. Sie scheinen es eilig zu haben, dahin fließende Schritte, Laute. Ich folge dem Jungen, auf den ich ein Auge geworfen habe, in die Vorlesung: Literatur der Apokalypse. Der Hörsaal ist alt und riecht nach Holz und Orangen. Es ist Herbst. Semesteranfang. Auf dem Tisch vor mir sind Buchstaben eingelassen, in das Holz gestoßen, ausgekratzt, Augen auskratzen, er schaut herüber, ein Junge mit langem Haar, das er zu einem Zopf gebunden hat. Der Professor dramatisiert den Text, den er vorliest, er läuft auf und ab, er öffnet das Buch mit den sieben Siegeln, schon erscheinen die Reiter, es fehlte noch, dass er sich das Haar raufte, ich bin betrunken, ich bin unruhig, ich muss meinen Atem verbergen, mich verkriechen, klein machen vor den Augen, schrumpfen, bis in das Holz hinein.

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