Schamhaftes Vorbeigehen

Von Punks vor dem Supermarkt und ihrer verblühenden Jugend war ja schon die Rede. Wenn Leute mich anschnorren, dann kann ich nie umhin, ihnen etwas Geld zu geben. Leider bin ich nicht reich. Da ich aber auch nicht in Berlin lebe, hält sich die Frequenz des Angeschnorrtwerdens in überschaubaren Grenzen. Dennoch, das gebe ich nicht gerne zu, ignoriere ich hin und wieder aus reiner Eile, Eigensucht oder Gereiztheit entsprechende Anfragen. Dabei mache ich zwischen alternden Punks und traurigen Alkoholikern keinen Unterschied. Um aber gar nicht erst in Verlegenheit zu geraten, eine Bitte abweisen zu müssen, tat ich neulich, als wieder mal Punks vor dem Supermarkt saßen so, als sei es praktischer, das Rad auf der anderen Seite abzustellen, um sich dann zwischen Paletten mit Lebensmitteln vor dem Eingang durchzuquetschen. Alles, um nicht an den Punks vorbeizugehen. Sogar vor mir selbst tat ich so, als sei das unendlich praktischer: "Schau mal", sagte ich zu mir selbst, "was für ein geschickter Abstellplatz für dein Rad da drüben". Der Abstellplatz war so geschickt, dass mein Rad halb auf der Straße stand. Alles, um nicht schamhaft vorbeigehen zu müssen.

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