Gesäuberte Querdenker

Ob Wolfgang Clement aus der sozialdemokratischen Partei ausgeschlossen wird oder nicht, ist mir herzlich egal. Bemerkenswert finde ich aber, dass eine Zeitung, die den Parteiausschluss ablehnt, heute morgen schrieb, Clement sei ein "Querdenker". Die Zeitschrift FOCUS hatte den Exminister schon vor längerer Zeit derart schmeichelig beschrieben: "Wolfgang Clement - Journalist, Superminister, Querdenker". Auch Oswald Metzger wurde diese Bezeichnung jahrelang zuteil. Jetzt ist er in der CDU. Wolfgang Clement könnte doch ebenfalls in die CDU gehen, denn diese bietet offenbar ein gutes Umfeld für Querdenker. Übrigens scheint das Label Querdenker auch außerhalb der Politik beliebt zu sein: Im Netz finden sich Querdenker-Architektur- und PR-Büros, "Business"-Querdenker, Querdenker-Informatik-News, Querdenker-Blogs, Querdenker-Spielekritiker, Querdenker-Zentren für "Begabtenförderung". Voll quer gedacht ist dann allerdings wiederum der Kommentar einer Zeitung, die Clements Parteiausschluss befürwortet: Dieser sei nötig für eine "Selbstreinigung der Partei". Historisch gesehen, liebe Zeitung, sind Parteien, die gereinigt oder gesäubert werden müssen, auf lange Sicht jedenfalls nicht erfolgreich gewesen.

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