Mythen des Netzes

Beurteilt man die Welt gemäß der im Internet an prominenter Stelle veröffentlichten Nachrichten, entsteht ein bizarres Bild. Man erfährt von einer Frau, an der nach einer Schiffsüberfahrt Hunderte Zecken herumsaugten, von einem Mann, der wegen seines Körpergeruchs des Spielsalons verwiesen wurde, oder von einem Baby in Indien, das bei seiner Geburt durchs Zugklo fiel. Die Geschichten erinnern mich an das, was früher "urbane Mythen" hieß, die Spinne in der Palme, die Stories, die man sich mit wohligem Grusel weitererzählte. Aber wie muss man das heute nennen? "Netzane Mythen"? "Globale Post-Mythen"? "Zentrale Hyper-Düper-Mythen"? Meine Lieblingsnachricht der letzten Zeit geht übrigens so:

Brite sieht die Welt nach Überdosis Viagra in Blau

Weil er zu viel Viagra gegen seine Erektionsstörungen genommen hat, sieht ein britischer Klempner nur noch Blau. Er habe den Packungshinweis, dass eine Überdosis zu Sehschäden führen könne, schlicht ignoriert, sagte John Pettigrew aus Brighton der britischen Zeitung "The Sun". Seit mehr als zwei Wochen sehe er seine Umgebung nur noch in Blautönen. "Ich hatte einfach zu viel Spaß - aber wie gerne würde ich auf allen Sex der Welt verzichten, wenn ich dafür wieder einen roten Briefkasten erkenne", sagte Pettigrew.

Der 58-Jährige will nun untersuchen lassen, ob sein Sehschaden dauerhaft ist. Für den Fall bleibt ihm ein Trost: "Wenigstens bin ich Chelsea-Fan". Das Fußballteam trägt blaue Trikots.

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